Zebulon Montgomery Pike Trail zum Red River, Mexiko Teil 1807

29. Tag: 26. Oktober 2003 Sanderson  — Del Rio

Nachdem ich gestern recht früh ins Bett gegangen bin, bin ich auch heute schon sehr früh wach. Zudem ist ausgerechnet heute die Zeitumstellung auf Winterzeit, so dass ich eine weitere Stunde gewinne. Und so checke ich bereits um acht Uhr aus. Es ist saukalt. Mein Thermometer zeigt etwas um den Gefrierpunkt an und es fängt auch noch leicht zu regnen an!

Aber jetzt brauche ich erst einmal einen Platz zum Frühstücken. Das Motel empfiehlt mir das Kountry Kitchen, das eigentlich aufhaben müsste. Das kann ich nicht so richtig glauben. Schließlich bin ich hier in einem kleinen Dorf und an einem Sonntag um acht Uhr soll bereits ein Lokal aufhaben?! Warten wir es ab…

Wie ich dort ankomme, gehen gerade ein paar Leute rein. Aber es ist noch alles dunkel. Wie mich die (vermutlich Besitzerin) erblickt, werde ich in recht barschem Ton darauf hingewiesen, dass noch geschlossen ist. So ein ähnliches Erlebnis hatte ich doch schon einmal auf der Westseite des Big Bend National Parks…

Ich kann ihr gerade noch entlocken, dass es ab halb neun Uhr etwas gibt. Na klasse. Etwas anderes hat auch nicht offen und so fahre ich erst einmal zum Tanken. Da frieren mir fast die Finger ab. Ich bin in Texas und habe Temperaturen um den Gefrierpunkt. Vor zwei Tagen bin ich nicht mit dem Schwitzen nachgekommen und jetzt das!

Endlich ist der Tank voll und zu allem Überfluss gibt der Kasten auch keine Quittung her. Es heißt nur, man soll innen nach der Quittung fragen. Aber ich habe ja Zeit und so gehe ich hinein. Dort erklärt man mir, dass die Rechnung gar nicht hier ankommt. Sie haben keine Möglichkeit die auszudrucken — irgendwie kommt mir das alles wie ein schlechter Scherz vor…

Bin ja gespannt, ob der Tag so schräg weiter geht. Ich fahre wieder zurück zur Kountry Kitchen. Es sind noch gut fünf Minuten bis halb neun Uhr, aber es brennt schon Licht. Na, mehr als mich noch einmal rausschmeißen kann nicht passieren. Und tatsächlich, sie haben jetzt offiziell offen!

Ich bekomme doch glatt ein Frühstück. Das versöhnt mich dann langsam wieder und um kurz nach neun Uhr bin ich abfahrbereit. Aber was ist das: Wie ich das Lokal verlasse, stehe ich im Schneeregen! Mann, ich dachte ich bin in Texas!

Highway 90, Texas Highway 90, Texas
Highway 90, Texas
Highway 90, Texas Highway 90, Texas
Highway 90, Texas

Ich renne zum Auto und fahre los. Mein nächstes Ziel ist eigentlich Judge Roy Bean, der im 19. Jahrhundert westlich von Pecos das Gesetz auf recht eigene Weise vertrat. Aber man vermutet, dass dies der einzige Grund war, warum er auch als Richter in dieser rauen Gegend akzeptiert wurde.

Saloon Judge Roy Bean, Langtry, Texas Saloon Judge Roy Bean, Langtry, Texas
Saloon Judge Roy Bean, Langtry, Texas
Saloon Judge Roy Bean, Langtry, Texas Saloon Judge Roy Bean, Langtry, Texas
Saloon Judge Roy Bean, Langtry, Texas
Judge Roy Bean, Langtry, Texas Judge Roy Bean, Langtry, Texas
Judge Roy Bean, Langtry, Texas
Saloon Judge Roy Bean, Langtry, Texas Saloon Judge Roy Bean, Langtry, Texas
Saloon Judge Roy Bean, Langtry, Texas

Bereits um zehn Uhr komme ich in Langtry, dem Wohnort von Judge Roy Bean, an. Die Stadt wurde nach einer Sängerin namens Lilly Langtry von ihm benannt, die er gerne einmal persönlich kennengelernt hätte. Er hatte ihr zu Ehren sogar ein eigens kleines Häuschen für eine Darbietung gebaut, das er stolz das Opernhaus nannte. Doch sie kam erst ein paar Monate nachdem er gestorben war.

Opera House, Judge Roy Bean, Langtry, Texas Opera House, Judge Roy Bean, Langtry, Texas
Opera House, Judge Roy Bean, Langtry, Texas
Opera House, Judge Roy Bean, Langtry, Texas Opera House, Judge Roy Bean, Langtry, Texas
Opera House, Judge Roy Bean, Langtry, Texas
Billiard Hall, Judge Roy Bean, Langtry, Texas Billiard Hall, Judge Roy Bean, Langtry, Texas
Billiard Hall, Judge Roy Bean, Langtry, Texas
Saloon Judge Roy Bean, Langtry, Texas Saloon Judge Roy Bean, Langtry, Texas
Saloon Judge Roy Bean, Langtry, Texas

Heute kann man die alten, restaurierten Gebäude mit einigen original Gegenständen aus dieser Zeit bewundern. Ich habe Glück und kann sogar zwischen ein paar Regenfällen doch noch ein paar Aufnahmen machen. Nur leider nicht im Sonnenschein wie vor fünf Jahren, als ich hier mit meinem Kumpel Franky durchkam. Aber vielleicht irgendwann einmal.

Highway 90, Texas Highway 90, Texas
Highway 90, Texas

Ich gehe noch kurz in den Geschenkladen gegenüber und kaufe ein paar Postkarten, dann geht es um dreiviertel zwölf wieder weiter. Mein nächster Stopp ist an der Brücke über den Pecos River geplant. Das Originalbauwerk ist zwar nicht mehr zu bewundern — die wurde verkauft und abgebaut — aber der „Neubau” sieht auch ganz gut aus.

Pecos River, Texas Pecos River, Texas
Pecos River, Texas

Nur leider schaffe ich es nur noch die Kamera mit in den Unterstand zu nehmen, dann fängt es wieder zu schütten an, wie aus Eimern. Ich mache nur eine kurze Aufnahme von meinem Unterstand aus, dann versuche ich die Kamera wieder einigermaßen trocken ins Auto zu bekommen.

Etwas enttäuscht geht es weiter. Die Wanderung im Seminole Canyon Park streiche ich zwangsweise ersatzlos. Das Wetter geht mir jetzt wirklich auf die Nerven. Und zudem noch diese Kälte. Wie ich um viertel nach eins in Del Rio ankomme, habe ich immer noch keine 10°C auf dem Thermometer!

Aber dafür bekomme ich wieder ein Zimmer im Erdgeschoss im dortigen Motel 6. Nur, wie schon fast üblich, kann ich wieder nicht vor meinem Zimmer parken — da ist die gesamte Seite Feuerwehranfahrtszone und man muss auf der anderen Seite der Durchfahrtsstraße parken. Aber das geht auch noch, schließlich sind es nur ein paar Meter.

Ich krame meine Sachen zusammen und gehe die Filmaufnahmen durch. Dann fahre ich als erstes in den Wal–Mart und kaufe mir wieder Wasser. Der Verbrauch dürfte zwar bei den Temperaturen deutlich nach unten gehen, aber man weiß ja nie. Um drei Uhr habe ich meine Sachen und beschließe noch durch das überdachte Einkaufszentrum zu wandern.

Da war ich vor fünf Jahren auch, daran kann ich mich erinnern. Aber irgendwie hatte ich den Platz deutlich größer in Erinnerung. Aber vielleicht täusche ich mich. Schließlich war es damals mein erster Trip in den Staaten. Ich halte nach einem passendem Mitbringsel Ausschau, aber nichts begeistert mich wirklich. Aber ich habe noch viel Zeit und so schlendere ich gemütlich durch das Center.

Dann fahre ich wieder zurück zum Motel. Abendessen möchte ich in einem Steakhouse, in dem ich ebenfalls vor fünf Jahren war. Aber im Telefonbuch konnte ich es nicht finden. Also fahre ich auf gut Glück los — das war um sechs Uhr. Um kurz nach sieben kreise ich immer noch und gebe dann doch entnervt auf. Ich fahre zurück zum Motel, ob denen vielleicht das Lokal bekannt sein könnte. Doch sie können mit dem Namen auch nichts anfangen.

Auf meine Frage, wo ich denn sonst hier essen könnte, fällt ihnen nur das Applebee’s im Center ein. Ansonsten nur die Fast Food Ketten — Danke, auf meinen früheren Suchen bin ich zweimal versehentlich in so einen Laden rein gelaufen — einmal sogar, ohne es zu merken. Erst als keine Bedienung kam, habe ich gemerkt, wo ich bin und habe fluchtartig das Lokal verlassen.

Also versuche ich mein Glück im Applebee’s. Vor Jahren war ich schon einmal an der Ostküste in dieser Kette und es war nicht schlecht. Auch heute ist das Essen sehr gut. Nur zwei Tische weiter sitzen ein paar neureiche Jugendliche, die schon etwas viel Alkohol inne haben. Um halb neun bezahle ich und fahre zurück zum Motel.

  • Besichtigungen
  • Judge Roy Bean Museum
  • Pecos River Brücke
  • Allgemein
  • Frühstück: Kountry Kitchen, Sanderson
  • Abendessen: Applebee’s, Del Rio
  • Motel: Motel 6, Del Rio
  • Tagesetappe: 129 Meilen