Lewis & Clark Trail

33. Tag: 22. September 1999 Great Falls — Helena

Trotz der gestrigen langen Tour (immerhin 340 Meilen und über 12 Stunden) bin ich heute schon wieder relativ früh wach. Um halb acht verlasse ich das JB’s wieder und beginne die Tour mit einem Besuch des Lewis & Clark Interpretative Centers. Allerdings verfahre ich mich erst einmal wieder dank der Baustelle auf der Hauptstraße. Trotzdem komme ich bereits kurz nachdem das Center aufmacht an.

Great Portage, Lewis & Clark Interpretative Center, Great Falls, Montana Great Portage, Lewis & Clark Interpretative Center, Great Falls, Montana
Great Portage, Lewis & Clark Interpretative Center, Great Falls, Montana

Die Ausstellung ist vom Keller beginnend als Rundtour organisiert. Man beginnt mit dem Start und dem Auftrag von Präsident Jefferson und kann die ganze Reise bis zum Pazifik und auch den Weg zurück verfolgen. Der Teil des Trails in diesem Gebiet, die „Great Portage” um die Great Falls, ist besonders eindrucksvoll durch verschiedene Modelle nachgestellt. Es wurde sogar ein Berghang errichtet, auf dem man sehen kann, wie die Männer von Lewis & Clark gerade eines ihrer Pirogues den steilen Hang hinauf ziehen. Hier wird einem sofort klar, warum die Männer einen vollen Monat für die Umrundung der Wasserfälle gebraucht haben. Als Abschluß gibt es einen Kurzfilm über die Reise. Alles in allem war dieses Center eines der besten, die ich auf meinem Trip gesehen habe. Aus meiner ursprünglich veranschlagten Stunde wurden gleich zwei. Aber die haben sich wirklich gelohnt.

Rainbow Damm, Great Falls, Montana Rainbow Damm, Great Falls, Montana
Rainbow Damm, Great Falls, Montana

Als nächstes möchte ich mir die Wasserfälle ansehen, die den Männern damals so viele Schwierigkeiten bereitet hatten. Ich fange als erstes mit den Rainbow Falls an. Heute ist allerdings an jedem dieser ehemaligen Fälle ein Stauwerk errichtet. Wenn man hier im Frühjahr unterwegs ist, sieht es bestimmt noch immer eindrucksvoll aus, wenn das Wasser vom Stauwerk über die darunterliegenden Felsen stürzt. Aber im Herbst nach einer langen Trockenzeit führt der Missouri nicht mehr allzu viel Wasser und so bleibt mir nichts anderes übrig, als ein kleines Wasserfällchen (mehr ist es leider nicht mehr) zu filmen.

Als nächstes fahre ich zum Cochrane Dam. Hier ist sogar noch eine kleine Insel in der Mitte des Missouri, zu der eine Hängebrücke führt. Doch diese ist leider nur bis zum Labor Day geöffnet.

Ryan Damm, Montana Ryan Damm, Montana
Ryan Damm, Montana

Als nächstes fahre ich zum Ryan Dam. Hier warnt ein Schild, daß die Straße nur bis zum Damm führt. Da aber auf meiner Karte die Straße weiter geht, hoffe ich, daß ich trotzdem weiter komme. Wie ich aber am Damm ankomme muß ich erkennen, daß das Schild doch korrekt war. Die Straße würde zwar weiterführen, aber sie ist mit dem berühmten Schild „Private Property” gesperrt.

Missouri River, Morony Damm, Montana Missouri River, Morony Damm, Montana
Missouri River, Morony Damm, Montana

Also muß ich die ganzen Meilen wieder zurück fahren um zum nächsten Damm, dem Morony Dam, zu kommen. An der letzten Kehre hinunter zum Fluß wäre normalerweise der Startpunkt für meinen Spaziergang zur Sacagawea Quelle. Dort behandelte damals Lewis Sacagawea, als sie von einer rätselhaften schweren Krankheit befallen wurde. Man vermutet, daß die Mineralstoffe aus dieser Quelle ihr das Leben gerettet haben. Hier treffe ich eine Familie, die gerade auf Tontauben schießt. Normalerweise gehen sie hier auch auf die Jagd. Aber jetzt am heißen Tag, wir haben fast wieder 30 Grad, sieht man kein Wild. Erst in den Abendstunden kommen sie langsam hervor.

Missouri River, Old U.S.91, Montana Missouri River, Old U.S.91, Montana
Missouri River, Old U.S.91, Montana

Ich verabschiede mich von ihnen und fahre wieder zurück Richtung Great Falls. Von dort aus geht es auf Backroads Richtung Süden. Als ich von der Teerstraße wieder auf die Staubstrecke komme, erwischt es mein Autostativ: Durch die Wärme der Sonne haben die Saugnäpfe an Haltekraft verloren und die Kamera legt einen erstklassigen Absturz in den Fußraum hin. Glücklicherweise ist sie heil geblieben. Nachdem ich das Stativ neu befestigt habe, geht es weiter. Mittlerweile bin ich bereits zwei Stunden hinter meinem Zeitplan. Bei Cascades geht es auf den Old U.S. 91. Direkt nebenan führt zwar die Interstate 15 vorbei. Aber ich bevorzuge den ruhigeren und nicht den hektischen Weg um zum Ziel zu gelangen.

Langsam wird die Landschaft deutlich bergiger. Wie sich wohl die Eroberer damals gefühlt haben, als sie das gewaltige Gebirgsmassiv der Rocky Mountains am Horizont gesehen haben?

Ich folge dem Old U.S. 91, der immer wieder die Seite der Interstate wechselt. Bei der Wolf Creek Bridge wollte ich ursprünglich in das Seitental zur Beartooth Wildlife Area fahren. Nur so ist es an der Stelle möglich ein paar Meilen weiter dem Missouri zu folgen. Aber nachdem ich bereits ziemlich spät dran bin muß diese Tour ausfallen. Es geht auf dem Old U.S. 91 noch einige Meilen, bis er am Exit 219 der Interstate 15 endgültig endet. Jetzt muß ich wohl oder übel auf die Interstate. Das einzig positive ist, daß ich wieder etwas Zeit aufholen kann.

Gates of the Rocky Mountains, Holter Lake, Montana Gates of the Rocky Mountains, Holter Lake, Montana
Gates of the Rocky Mountains, Holter Lake, Montana
Gates of the Rocky Mountains, Holter Lake, Montana Gates of the Rocky Mountains, Holter Lake, Montana
Gates of the Rocky Mountains, Holter Lake, Montana

Ich fahre bis zum Exit 209, um zum Upper Holter Lake zu gelangen. Hier treffe ich wieder auf den Missouri. Lewis schrieb damals, als er diesen Punkt passiert hatte, daß die Felsen rechts und links des Flusses wie das Eingangstor zu den Rocky Mountains wirken. Er gab dieser Durchfahrt daher den Namen „Gates of the Rocky Mountains”. Nachdem ich ein paar Aufnahmen von den „Gates” gemacht habe, fahre ich wieder zurück zur Interstate. Hier denke ich noch einmal an die Lewis & Clark Expedition. Als diese den See mit ihren Kanus erreichten sahen sie in der ferne Rauch von mehreren Feuern. Erst später erfuhren sie, daß diese Feuer als Warnhinweis von den Shoshone gelegt wurde, die die Expedition aufgrund der Schüsse für Blackfeet Indianer gehalten hatten und in die Berge geflohen sind. Hätten sie hier bereits die Indianer getroffen, so hätten sie jetzt schon die Pferde für die Überquerung der Rocky Mountains kaufen können und wären hier bei Helena über den Continental Divide gekommen. Aber es sollte anders kommen…

Helena, Montana Helena, Montana
Helena, Montana

Ich setze auf der Interstate meine Fahrt zu meinem heutigen Ziel Helena und das dortige Motel 6 fort. Doch wie ich ankomme ist es bereits vollkommen ausgebucht und so versuche ich mein Glück im nicht allzuweit entfernten Super 8 Motel. Hier gibt es noch Zimmer. Nachdem ich alles auf dem Zimmer verstaut habe fahre ich in die Stadt, um einen Platz zum Abendessen zu finden. Aber ich sehe auf Anhieb nichts vernünftiges. Also fahre ich auf die Interstate und folge dem Perkins Wegweiser. Das Essen dort ist zwar nicht schlecht, reißt einen aber auch nicht vom Hocker. Auch die Bedienung ist extrem langsam, aber dafür recht freundlich und sehr bemüht. Um viertel nach sieben verlasse ich das Perkins wieder und fahre kurz zum Wal Mart. Irgendwie habe ich mich komplett mit der Anzahl der Filme verkalkuliert. Ich hoffe nur, daß mir die Videobänder reichen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich für meine Digitalkamera hier Bänder bekomme…

  • Besichtigungen
  • Lewis & Clark Interpretative Center
  • Gates of the Rocky Mountains
  • Allgemein
  • Frühstück: JB’s, Great Falls
  • Abendessen: Perkins, Helena
  • Motel: Super 8, Helena
  • Tagesetappe: 195 Meilen