Lewis & Clark Trail

39. Tag: 28. September 1999 The Dalles — Portland

Ausnahmsweise genehmige ich mir einmal das Continental Breakfeast des Motels. Es sieht hier gar nicht so schlecht aus. Außerdem ist mein geplanter Start bereits um kurz nach sieben und ich kann so noch etwas Zeit gewinnen. Ziemlich pünktlich fahre ich zum Tanken. Wie ich aussteige, kommt gleich der Tankwart angerannt und betankt meinen Wagen. Auf meinen verwunderten Blick meint er nur, das sei Service um diese Uhrzeit. Vielleicht auch weil es saukalt ist — wieder nur ein paar Grad über Null.

Columbia River, Highway 30, Oregon Columbia River, Highway 30, Oregon
Columbia River, Highway 30, Oregon
Rowena Crest Aussichtspunkt, Highway 30, Oregon Rowena Crest Aussichtspunkt, Highway 30, Oregon
Rowena Crest Aussichtspunkt, Highway 30, Oregon

Es geht weiter mit meiner Tour, jetzt nicht auf dem Highway 14 am Nordufer, sondern den Highway 30 am Südufer entlang. Über diesen Highway habe ich gestern einen Bericht im Discovery Center gesehen. Er wurde gebaut, ohne daß auch nur ein Baum gefällt wurde. Auch die Landschaft wurde so gut wie nicht verändert. Hier wurde die Straße wirklich an die Landschaft angepaßt und nicht wie sonst üblich umgekehrt. Ein schöner Aussichtspunkt auf dem Highway ist der Rowena Crest Viewpoint. Auf so einer Strecke könnte man ewig fahren. Doch bei Moster endet der Highway auf der Interstate 84.

Jetzt geht es im Interstatetempo bis nach Cascade Locks. Fast merkt man gar nicht den abrupten Wechsel der Landschaft. Innerhalb einer Stunde verschwinden die Staubhügel mit Präriegras und machen einer Landschaft reich an Bäumen, Sträuchern und Moos Platz. Ab hier schlägt das Pazifikwetter voll zu. Auch steigt die Luftfeuchtigkeit merklich.

Bridge of the Gods, Columbia River, Cascade Locks, Oregon Bridge of the Gods, Columbia River, Cascade Locks, Oregon
Bridge of the Gods, Columbia River, Cascade Locks, Oregon

Bei den Cascade Locks stoppe ich. Ich möchte gerne die Lewis & Clark Cruise bei den Locks mitmachen. Doch es ist heute extrem windig. Als ich dort ankomme bestätigen sich meine Befürchtungen. Die Bootsfahrt entfällt wegen des stürmischen Wetters. So kann ich nur von einer kleinen Insel, zu der eine Fußgängerbrücke führt, eine Aufnahme von den Cascade Locks machen. Fast bläst mich der Wind noch von der Brücke. Er ist so stark, daß man nur in bedenklicher Schräglage vorwärts kommt. Von einem etwas windgeschützteren Platz filme ich dann noch die Bridge of the Gods. Hier hatte einst der Columbia einen Tunnel zwischen den nur wenige hundert Meter auseinander stehenden Bergmassiven geformt. Im Laufe der Zeit brach diese Landbrücke vollends ein. Heute steht hier ein Brücke, die 1926 vollendet wurde. Durch den Dammbau bei Bonneville mußte die gesamte Brücke angehoben werden. 1940 wurde dieses Unterfangen durchgeführt und die Brücke um knapp 14 Meter angehoben.

Bridge of the Gods, Thunder Island, Oregon Bridge of the Gods, Thunder Island, Oregon
Bridge of the Gods, Thunder Island, Oregon

Den Namen verdankt die Brücke einer alten Indianerlegende. Manitou errichtete diese Brücke und sandte als Wächter eine weise alte Frau namens Loo–Wit. Ebenso sandte er die großen Schneeberge, die in Wirklichkeit seine Söhne waren: Multnomah, der Krieger, Klickitat (Mt. Adams), der Totem Macher und Wyeast (Mt. Hood), der Sänger. Alles war in bester Ordnung, bis die schöne Squaw Mountain in das Tal zwischen Klickitat und Wyeast einzog. Obwohl sie sich in Wyeast verliebte, war es für sie ein großer Spaß mit dem älteren großen Bruder Klickitat zu flirten. Zuerst bekämpften sich die Brüder mit Worten, dann stampften sie mit den Füßen und spuckten Asche und Feuer bis die schwarzen Rauchschwaden die Sonne überdeckten. Sie warfen heiße Steine, welche die umliegenden Wälder entzündeten und die Menschen von dort zur Flucht zwang. Sie warfen so viel Steine auch auf die Brücke der Götter und bewegten die Erde so stark, bis diese in der Mitte einbrach und in den Fluß fiel. Als der große Manitou davon hörte, war er darüber so erbost, daß er ebenfalls die Erde beben ließ. Klickitat, der größere der beiden Brüder, gewann schließlich den Kampf. Squaw Mountain mußte nun den Platz bei Klickitat einnehmen, obwohl sie eigentlich Wyeast liebte. Innerhalb kürzester Zeit versank sie zu den Füßen Klickitats in einen tiefen Schalf, von dem sie nie mehr erwachte. Heute ist sie als die Sleeping Beauty westlich von Mt. Adams bekannt. Zur damaligen Zeit hatte auch Klickitat einen hohen Kopf, wie Wyeast. Doch weil Squaw Mountain in Wirklichkeit seinen Bruder liebte, senkte er seinen Kopf und erhob ihn seitdem aus Schmach nie mehr.

Während des Kampfes der beiden Brüder versuchte Loo–Wit, die Wächterin der Brücke, den Kampf zu beenden. Doch auch sie wurde von den Steinen getroffen. Als die Brücke schließlich einbrach, fiel sie mit ihr. Aber der große Geist hörte von ihrem Versuch und gestatte ihr einen Wunsch. Sie wünschte sich wieder jung und hübsch zu sein. Und so nahm sie ihren Platz in den großen Schneebergen ein. Aber sie war im Geist älter als die anderen. Deshalb verließ sie die Gemeinschaft und zog weiter nach Westen. Heutzutage findet man sie als Mt. St. Helens, den jüngsten Berg in den Cascades.

Columbia River, Bonneville Damm, Washington Columbia River, Bonneville Damm, Washington
Columbia River, Bonneville Damm, Washington

Ich setze meine Fahrt über die „Bridge of the Gods” fort. Die Expedition mußte am 1. November ihre ganze Ausrüstung um diese Stromschnellen herumtragen. Dann geht es für mich auf dem Highway 14 weiter bis zum Bonneville Dam. Hier gibt es einen Aussichtspunkt von dem man eine hervorragende Sicht auf den Columbia River hat.

Beacon Rock, Highway 14, Washington Beacon Rock, Highway 14, Washington
Beacon Rock, Highway 14, Washington
Columbia River, Beacon Rock, Washington Columbia River, Beacon Rock, Washington
Columbia River, Beacon Rock, Washington

Nachdem ich einige Aufnahmen gemacht habe fahre ich weiter zum Beacon Rock State Park. Dieser dunkle Fels hat wirklich etwas von einem Stück Schinken, das hier einsam in der Landschaft steht. Heutzutage kann man den knapp 260 Meter hohen Berg bequem besteigen. An allen kritischen Stellen sind Holzwege mit Geländer angebracht. Trotzdem hat man heute bei diesen Orkanstärken ein flaues Gefühl, wenn man an einer exponierten Stelle steht. Vor allem auf der Ostseite ist der Wind schon extrem und es fällt einem schwer die Kamera halbwegs ruhig zu halten. Auf meinem Rückweg treffe ich noch einen Bersgteiger, der eigentlich die Felswand heraufklettern wollte. Aber bei diesem Wind, meint er, wäre das Selbstmord. Dem kann ich nur zustimmen.

Columbia River, Beacon Rock, Washington Columbia River, Beacon Rock, Washington
Columbia River, Beacon Rock, Washington
Columbia River, Beacon Rock, Washington Columbia River, Beacon Rock, Washington
Columbia River, Beacon Rock, Washington

Als Lewis diesen Platz am 1. November 1805 zum ersten mal erreichte, stellte er bereits den Einfluß der Gezeiten fest. Das war eine riesige Neuigkeit. Jetzt meinten sie könne der Pazifik, das Ziel ihrer Reise, nicht mehr weit sein.

Um kurz vor 12 verlasse ich den Beacon Rock State Park wieder und fahre auf dem Highway 14 weiter nach Vancouver. Dann überquere ich auf der Interstate 5 den Columbia River nach Portland. Von da möchte ich auf dem Highway 30 zurück bis Troutdale fahren. Doch der Highway ist ziemlich schlecht beschildert und so irre ich erst einmal einige Zeit in Portland umher, bis ich den Highway erreiche. Man merkt richtig, daß man in einer Großstadt ist. Nicht zu vergleichen mit der Gemütlichkeit der letzten Tage auf meinen Backroads. In Troutdale angekommen, checke ich gleich im Motel 6 ein. Es ist knapp dreiviertel zwei und ich liege optimal in der Zeit. Ich beeile mich, denn ich möchte noch zu den Multnomah Falls fahren.

Den Hinweg fahre ich auf der Interstate, aber zurück möchte ich den Scenic Highway fahren. Der Parkplatz liegt zwischen den beiden Fahrspuren des Highway. Zu den Wasserfällen gelangt man durch eine Unterführung unter dem Highway. Auf der anderen Seite angekommen sehe ich, daß hier auch ein Parkplatz ist. Zu diesem gelangt man allerdings nur, wenn man den Scenic Highway fährt, den ich auf dem Rückweg fahren möchte.

Multnomah Falls, Oregon Multnomah Falls, Oregon
Multnomah Falls, Oregon
Multnomah Falls, Oregon Multnomah Falls, Oregon
Multnomah Falls, Oregon

Ich gehe weiter zu den Wasserfällen. Man merkt, daß man hier im Touristenzentrum ist. Mit viel Glück erhasche ich einen halbwegs brauchbare Platz, um den zweiteiligen Wasserfall zu filmen und zu fotografieren. Auf der Trennebene zwischen dem oberen und dem unteren Wasserfall führt eine Brücke über den kleinen Teich, der sich hier gebildet hat. Hier sind es schon ein paar Touristen weniger und ich habe bessere Chancen eine schöne Aufnahme zu bekommen.

Multnomah Falls, Oregon Multnomah Falls, Oregon
Multnomah Falls, Oregon

Auf der anderen Seite führt ein Weg zum oberen Ende des fast 190 Meter hohen Multnohmah Fall, dem höchsten in dem Gebiet des Columbia Gorge und einer der höchsten in den USA. Als ich oben angekommen bin, haben die Anzahl der Touristen schon gewaltig abgenommen. Den steilen Anstieg auf dem allerdings geteerten Weg machen doch schon viele nicht mehr mit — zum Glück.

Larch Mountain Trail, Multnomah Creek, Oregon Larch Mountain Trail, Multnomah Creek, Oregon
Larch Mountain Trail, Multnomah Creek, Oregon
Multnomah Falls, Oregon Multnomah Falls, Oregon
Multnomah Falls, Oregon
Multnomah Falls, Oregon Multnomah Falls, Oregon
Multnomah Falls, Oregon

Ich entdecke noch einen weiteren Weg, der dem oberen Flußlauf folgt, den Larch Mountain Trail. Hier endet dann auch der geteerte Weg. Ich wandere durch vermooste Wälder am Fluß entlang, der immer wieder kleinere Wasserfälle und Gumpen bildet. Eine wirklich tolle Gegend zum Wandern. Allein hier könnte man ein paar Tage verbringen. Fast vergesse ich die Zeit und ich muß mich beeilen um den Weg zurück noch bei Helligkeit zu schaffen. Als ich den Parkplatz erreiche steht die Sonne schon sehr tief.

Columbia River, Crown Point Vista House, Oregon Columbia River, Crown Point Vista House, Oregon
Columbia River, Crown Point Vista House, Oregon
Historic Columbia River Highway, Oregon Historic Columbia River Highway, Oregon
Historic Columbia River Highway, Oregon

Hoffentlich reicht die Zeit noch, um etwas von dem schönen Highway zu sehen, den ich zurück fahren möchte. Zuerst aber muß ich noch einige Meilen auf der Interstate fahren, bis ich endlich die Abfahrt erreiche. Dann geht es auf dem Historic Columbia River Highway zurück. Hier treffe ich noch auf einige weitere schöne Wasserfälle, an denen ich kurz halte. Dann geht es die Paßstraße zum Crown Point Vista House hinauf. Leider ist das Gebäude schon geschlossen. Wie ich aussteigen will, weht mich der Sturm fast um. Nur mit Mühe schaffe ich es voran zu kommen. Ich mache ein paar Aufnahmen, dann flüchte ich wieder in mein Auto. Man merkt richtig, wie der Wind das Fahrzeug durchschüttelt.

Ich setze meinen Weg zurück nach Troutdale fort. Dort angekommen mache ich mich auf die Suche nach einem Restaurant. Ich fahre fast eine Stunde durch die Gegend aber irgendwie hat mich noch nichts so richtig überzeugt. Schließlich kehre ich in das Mrs B’s gleich in der Nähe meines Motels ein. Es ist ein einfaches Family– und Truckerrestaurant mit gutem Essen. Ich glaube, hier werde ich morgen auch frühstücken. Um kurz vor zehn verlasse ich das Restaurant wieder und fahre zurück zum Motel.

  • Besichtigungen
  • Rowena Crest Aussichtspunkt
  • Cascade Locks
  • Bridge of the Gods (Maut $0.75)
  • Bonneville Damm
  • Beacon Rock
  • Multnomah Falls
  • Crown Point Vista House
  • Allgemein
  • Frühstück: Super 8, The Dalles
  • Abendessen: Mrs B’s, Troutdale
  • Motel: Motel 6, Troutdale
  • Tagesetappe: 224 Meilen